Anlässlich des ersten VdU-Expertentreffs im Corona-Jahr hat der Landesverband Baden Nord am 26. September 2020 Aufsichtsrätinnen, Vorstände und politische Akteurinnen zur Gesprächsrunde geladen. Thema in der Kunsthalle Mannheim war „Wandel und Chancen in Krisenzeiten“. Der Besuch der Ausstellung „Umbruch“ mit systemkritischen Künstlerinnen des vergangenen Jahrhunderts sollte als Auftakt der Veranstaltung den Blickwinkel der Gäste erweitern und vor Augen führen, welch kurzer Weg in den vergangenen 100 Jahren nur zurückgelegt werden konnte. Das Ringen darum, uns mit starken weiblichen Stimmen Gehör zu verschaffen, geht weiter.
Die Journalistin Sarah Klößer betont bei der Eröffnung des Podiums ihre persönliche Verbundenheit zu den Themen des VdU und ihre Freude darüber, durch den Tag zu moderieren. Der Austausch mit der Öffentlichkeit dürfe auch in Zeiten des Social Distancing nicht ausgesetzt werden, denn die Pandemie sei, trotz ihrer weltweiten Turbulenzen, nur ein kleiner Ausläufer im Gesamtbild von Ökologie und nachhaltigem Wirtschaften.
So hat sich auch unsere VdU-Präsidentin, Jasmin Arbabian Vogel, mit Ihrer Keynote über Unternehmen zwischen Ökonomie und Ökologie nicht uneingeschränkten Beifall eingehandelt. Das von ihr angesprochene Dilemma zwischen gerechten Löhnen und umweltschonendem Handeln einerseits, die andererseits zum Erliegen von einzelnen Systemen bis hin zum Zusammenbruch der Wirtschaft führen würden, wurde in der darauf folgenden ersten Dialogrunde vehement widersprochen.
Zu Gast waren die Klimaaktivistinnen der Bewegung Fridays for Future Sana Strahinjc und Clara Mayer. Das Dilemma sei vielmehr, dass wir uns immer noch erlaubten, in diesen künstlich gesetzten Begrenzungen zu denken und nicht verstanden hätten, dass uns die Realität, mitsamt unserer ewig-gestrigen Haltung, überrollen werde.
Felicitas Kubala, die Umweltbürgermeisterin der Stadt Mannheim, vertrat ganz klar die Ansicht, dass das Wort „zwischen“ im Motto „Unternehmen zwischen Ökologie und Ökonomie“ falsch gewählt ist und durch das Wort „mit“ ersetzt werden sollte, da diese Aufgaben nicht im Alleingang, von einigen wenigen Unternehmern bewältigt werden können. Schließlich hatte sie jedoch unterm Strich der Kompromisslosigkeit der Klimaaktivistinnen keinen großen Coup entgegenzusetzen, so dass die erste Dialogrunde in einem „Unentschieden“ endete.
Die zweite Dialogrunde mit den Führungskräften der Wirtschaft Barbara Hoffmann, Aufsichtsrätin MVV, Karin Lenz, Vorstandsvorsitzende Lenz Energie AG, Ina Schlie, Aufsichtsrätin Würth AG und Evelyn Thomé, CFO der Röchling Gruppe, zeigte dann sehr deutlich, dass das Wort „Dialog“ in diesem Kontext ein Fremdwort mit viel Auslegungsspielraum ist. Die Auswirkungen der Pandemie in den unterschiedlichen Branchen wurden aufgezeigt; doch ob Aufsichtsrätin oder Vorstand, war hier ganz klar der Blick auf den eigenen Hintergrund gerichtet; zum Wohle der Unternehmen für welche sie stehen.
Der Landesverband Baden hat gezeigt, wie trotz aller Kontroversen, eine Lösung für die Sache nur im Verbund und mit Abstrichen auf allen Seiten erarbeitet werden kann. Das VdU-Expertentreffen in der gesellschaftskritischen Umgebung des „Umbruchs“ der Kunsthalle Mannheim hat uns kollektiv aus der Alltagsroutine in die Nachdenklichkeit gerissen. Mit dem Wunsch „auf Gedanken Taten folgen zu lassen“ und einen begonnen Dialog weiterzuführen, verabschiedet die Landesvorsitzende Erika Schroth unsere Gäste nach einem spannenden Tag.
Diese Fotostrecke verdanken wir derm Fotogafen Markus Winter
"Dankeschön Markus!"